„Wir wollen die besten Talente – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Alter.“ – so liest man das häufig in Publikationen des Personalmarketings. Und die hinter dieser Aussage stehende Haltung der Unternehmen ist aus unserer Sicht auch überhaupt nicht anzuzweifeln.
Aber: Viele Personalauswahlprozesse sind anfällig für Bias – also unbewusste Verzerrungen, die Entscheidungen systematisch beeinflussen. Und das betrifft nicht nur Interviews, sondern auch Beobachtungen in Assessment- oder Development-Centern und sogar die Interpretation von Testergebnissen.
Was Bias bewirken kann:
– Similarity Bias: Wer uns ähnelt, wirkt kompetenter.
– Gender Bias: Frauen werden bei Führungspotenzial kritischer beurteilt.
– Halo-Effekt: Ein starker erster Eindruck überstrahlt alles Weitere.
– Confirmation Bias: Wir suchen unbewusst nach Informationen, die unsere Vorannahmen bestätigen.
Studien zeigen, dass solche Bias die Validität von Personalauswahlentscheidungen deutlich senken (z. B. Schmidt & Hunter, 1998; Tversky & Kahneman, 1974).
Was hilft also gegen Bias? Drei wissenschaftlich belegte Maßnahmen:
1. Strukturierte Interviews & Assessments
Gleiche Fragen, klare Kriterien, Bewertung anhand definierter Skalen
(vgl. Campion, Palmer & Campion, 1997)
2. Mehrmethoden-Diagnostik
Kombination aus Verhaltenssimulation, Testdiagnostik, Interview
(vgl. Schuler & Höft, 2007; Lievens, 2017)
3. Trainierte Beobachter:innen und strukturierte Kalibrierung
Schulung in Bias-Erkennung und Bewertungslogik
(vgl. König et al., 2010)
Das Fazit?
Fairness ist keine reine Haltung. Sie ist das Ergebnis von diagnostischer Exzellenz – und von Strukturen, die Verzerrungen aktiv vorbeugen.
Unsere Empfehlung an HR-Verantwortliche: Gestalten Sie Auswahlprozesse nicht „gefühlt gerecht“, sondern strukturell fair.