Seit den 1990er Jahren hat das Konzept „Diversität“ in Unternehmen und Organisationen zunehmend an Bedeutung gewonnen. Ab der Jahrtausendwende lassen sich erste Ansätze eines strukturierten Diversity-Managements erkennen, die darauf abzielen, Vielfalt in allen Unternehmensbereichen systematisch zu verankern.
Diversität bedeutet in der Praxis, eine Umgebung zu schaffen, in der sich Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Perspektiven willkommen und wertgeschätzt fühlen. Doch nicht selten fehlt es an gezieltem Austausch darüber, wie sich insbesondere Minderheiten in Unternehmen erleben.
Vor diesem Hintergrund hat es uns sehr gefreut, vor zwei Wochen Herrn Dr. med. Michael Szukaj bei managerberater begrüßen zu dürfen. In seinem Vortrag zum Thema „Trans*identität. Eine besondere psychiatrische Herausforderung“ teilte er wissenschaftliche Perspektiven und persönliche Einsichten mit uns.
Laut Studien des Robert-Koch-Instituts aus den Jahren 2019/2020 machen transidente Menschen etwa 0,5 % der deutschen Bevölkerung aus – rund 415.000 Personen, vergleichbar mit der Einwohnerzahl von Städten wie Bonn oder Mannheim. Eine Zahl, die deutlich macht, dass Transidentität kein Randphänomen ist.
Wie Dr. Szukaj ausführte, wurde Transidentität lange als krankhaft gesehen. Heute wird Transidentität nicht mehr als „psychische Störung“, sondern als einer von mehreren möglichen Zuständen im Zusammenhang mit sexueller Gesundheit verstanden. Diese „Entpathologisierung“ darf jedoch nicht den Blick auf den oftmals leidvollen Weg der Betroffenen verstellen. Ausgangspunkt, so Herr Dr. med. Szukaj, sei das Empfinden, im falschen Körper zu sein. Damit verbunden sei das krankheitswertige Leiden zur Geschlechtsdysphorie mit den bekannten Folgeerkrankungen (Depressionen, Angstzustände, gestörte Persönlichkeitsentwicklungen, Abhängigkeitserkrankungen etc.). Diese können durch neurodivergente Besonderheiten (ADHS, ASD etc.) deutlich verstärkt werden.
Umso wichtiger erscheinen die aktuellen gesundheitspolitischen Weichenstellungen, die einerseits niedrigschwellige Hilfsangebote fördern und andererseits gezielt auf Aufklärung und Sensibilisierung – etwa bei Haus- und Kinderärzten – setzen.
Trotz dieses positiven Ausblicks hat uns der Vortrag nachdenklich gestimmt: Was bedeutet „schicksalhaftes Anderssein“ in einer Leistungsgesellschaft? Wie oft fehlt es – bei uns selbst wie bei anderen – an Offenheit, Verständnis oder Mut, Differenz nicht nur zu akzeptieren, sondern wertzuschätzen? Genau hier beginnt unsere Verantwortung: innezuhalten, aufeinander zuzugehen und aktiv an einem respektvollen und inklusiven Miteinander zu arbeiten.